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Inseln Tunesiens: Die Kerkennah Inseln vor Sfax

Die Kerkennah-Inseln, früher Kyrannis (griech.) genannt, später Cercina (lat.), dann Kerkenah (arabisch جزر قرقنة, DMG Ǧuzur Qarqanna), sind eine Inselgruppe vor der Ostküste Tunesiens im Golf von Gabès, ca. 20 km vor dem Festland bei Sfax gelegen. Die Inselgruppe bildet eine von 16 Gemeinden (Delegation) des Gouvernorats Sfax.

Sie besteht aus zwei etwa 300 m auseinander gelegenen und durch einen schon seit der Römerzeit existierenden Fahrdamm verbundenen Hauptinseln Chergui und Garbi, sowie mehreren kleineren unbewohnten Eilanden. Der Hauptort Remla ist etwa 16 km von Kerkennahs Verbindungshafen zum Festland (Port de Sidi Youssef) entfernt, etwa 2.000 der rund 15.000 Inselbewohner leben hier. Die Inseln sind durch eine regelmäßige Fährverbindung mit dem tunesischen Festland (Sfax) verbunden.

Die Bevölkerung der Kerkennah-Inseln werden Kerkennis genannt. Ihre Herkunft leitet man von Griechen ab, die aus dem nahen Malta kommend, arabisiert und zum Islam übergetreten sind. Die Kerkennis haben eine eigene Kultur entwickelt und sind wegen ihrer typischen Folklore bekannt. Gesprochen wird Tunesisch-Arabisch mit lokalem Akzent, der viele Ausdrücke aus dem Französischen ableitet.

Fischerboote im Hafen
Fischerboote im Hafen

Haupteinnahmequelle der Kerkennis ist die Fischerei. Mit zwei Dritteln der Fischereiflotte des Gouvernorats Sfax (2.000 Boote) liegt sie im regionalen Fischereiaufkommen an zweiter Stelle. In der Region Kerkennah ist es notwendig, auf spezielle Fischereitechniken zurückzugreifen, da die Gewässer mit 1 bis 2 Metern Tiefe extrem flach sind und die Fischereiressourcen begrenzt sind. Seit dem 18. Jahrhundert wird ein Teil des Meeres in Parzellen aufgeteilt und diese in jedem Jahr vor Beginn der Fischersaison versteigert. 

Erlaubte das Klima zur Römerzeit noch üppige Landwirtschaft, ist diese heute nur noch begrenzt möglich. Es gibt Getreide, hauptsächlich Gerste, Olivenbäume, Reben, Feigenbäume und Gartenpflanzen. Lokale Ressourcen wie Palmen werden für die Herstellung von Netzen, sowie zum Flechten von Seilen und Hüten genutzt. Diese Artikel werden oft in Heimarbeit produziert.

Wenn es um Tourismus geht, handelt es sich um einen neuen Sektor seit den 1960er Jahren, der jedoch immer noch bescheidene Dimensionen hat. Die einzige Konzentration von Hotelunterkünften ist das kleine Touristengebiet von Sidi Fredj im Südwesten der Insel Garbi.

Borj El Hassar, Kerkennah
Borj El Hassar, Kerkennah

Dort befindet sich auch das Fort „Borj el Hassar aus römischer Zeit, dass auf einer früheren römischen Niederlassung erbaut wurde. Im 13. Jahrhundert wurde das Fort von den Spaniern übernommen und restauriert, später ging es an die Osmanen über. Die Reste des Fort sind heute noch recht gut erhalten.

Mediterranean Island Heritage Museum - Bild: Par Visem — Travail personnel, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26391321
Mediterranean Island Heritage Museum – Bild: Visem — Travail personnel, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26391321

Kerkennah beherbergt das „Mediterranean Island Heritage Museum“ in El Abassia, einem Dorf auf der Insel Gharbi. Das seit Ende 2004 eröffnete Privatmuseum wurde unter der Schirmherrschaft des Centre Cercina für die Erforschung der Mittelmeerinseln unter der Leitung des Akademikers Abdelhamid Fehri errichtet. Es ist in einem traditionellen Haus beherbergt und zeigt die Geschichte des Archipels, seine Handwerksprodukte und sogar einige Kuriositäten wie das Skelett eines Wales, der am Ufer gestrandet war.

Folkloretruppe auf Kerkennah - Bild: Par Original téléversé par Elcèd77 sur Wikipédia français. — Originally from fr.wikipedia; description page is/was here., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1418722
Folkloretruppe auf Kerkennah – Bild: Elcèd77 sur Wikipédia français.  CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1418722

Kerkennah ist auch für seine leuchtend rot bestickten Wandteppiche Tarf) bekannt sowie für die Folkloretruppen, bestehend aus vier Musikern und Sänger. Ihre traditionelle Kleidung ist weiß und rot. Diese Gruppen treten vor allem bei Hochzeiten auf.

Geschichte

  • 600 bis 200 v. Chr. von den Puniern entdeckt
  • 500 bis 200 v. Chr. karthagische Epoche
  • ab 200 v. Chr. römische Epoche. Die Inseln diente den Römern als Hafen und auch als Aussichts- und Wachpunkt für marine Aktivitäten.
    Nach seiner Flucht aus Rom (vor Lucius Cornelius Sulla) soll sich der römische Feldherr Gaius Marius laut Plutarch im Jahr 88 v. Chr. auf Cercina versteckt gehalten haben, weil er einigen seiner Veteranen hier Land geschenkt hatte. Er kehrte 87 v. Chr. nach Rom zurück, wo er blutige Rache an Sullas Anhängern verübte.
  • ab 697 n. Chr. islamische Epoche
  • ab 1212 spanische Epoche
  • ab 1451–1851 osmanische Epoche
  • ab 1851 moderne Epoche

Titelbild: VisemEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Sonstige Bilder: Siehe Bildunterschrift

Quellen: Verschiedene. Mit Material von Wikipedia