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Der fast verschwundene römische Zirkus von Karthago

Der Zirkus von Karthago im heutigen Tunesien wurde für Wagenrennen verwendet und ist dem Circus Maximus in Rom und anderen Zirkusgebäuden des gesamten Römischen Reich nachempfunden. Mit einer Länge von mehr als 470 m und einer Breite von 30 m konnte die Arena bis zu 45.000 Zuschauer aufnehmen, etwa ein Drittel der Kapazität des Circus Maximus. Aufgrund der Zerstörung seiner Strukturen ist der Circus wenig bekannt und kaum sichtbar, außer durch wahrnehmbare Vertiefungen in Bodennähe. Es wurde während einer von der Unesco gesponserten Kampagne ausgegraben. Die Reste des Zirkus sind heutzutage durch wilde und illegale Baumaßnahmen gefährdet.

Wann genau der Zirkus von Karthago gebaut wurde, ist nicht bekannt, da er schon mehrere Jahre vor seiner offiziellen Einweihung genutzt wurde. Das Gebäude scheint um 238 n. Chr. gebaut worden zu sein. Die Menschen der Stadt Karthago trafen sich im Zirkus, um den Stress ihres Lebens zu überwinden. „In einer Zeit der Krise in den Zirkus zu gehen, bedeutete nicht, dem Luxus zu erliegen, sondern einen robusten, bürgerlichen Patriotismus zu zeigen. Die Stadt zu lieben, bedeutete, die Spiele zu lieben“. Der Historiker Salvian berichtet, dass die Vandalenarmeen am 19. Oktober 439 die Stadt fast kampflos übernehmen konnten, als die Bewohner der Stadt sich im Zirkus befanden. Laut des Dichters Luxorius wurde der Zirkus in der Vandalenzeit noch bis zum Beginn des sechsten Jahrhunderts genutzt.

Mosaik des Zirkus von Karthago im Bardo Museum Tunis
Mosaik des Zirkus von Karthago im Bardo Museum Tunis

Eine kurze Beschreibung des Zirkus von Karthago basiert auf einem Mosaik, das man im Bardo National Museum in Tunis finden kann: Es ist das einzige Mosaik, das sowohl das Innere der Arena als auch die Außenfassade zeigt, die zwei durch ein Gesims getrennte Arkaden aufweist und auch einen Sonnenschutz über den Sitzen, der sich über den Kerkern fortsetzt und dadurch mehr das Aussehen eines Amphitheaters als das eines Zirkus vermittelt. Die beiden tempelartigen Strukturen über den Sitzen sind ebenfalls neuartig und könnten sich an der Start- und Ziellinie befinden.

Ort des früheren Zirkus von Karthago mit dem Hügel von Byrsa und der Kathedrale im Hintergrund
Ort des früheren Zirkus von Karthago mit dem Hügel von Byrsa und der Kathedrale im Hintergrund – Bild: Rais67 — Travail personnel, Domaine public, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11526609

Der Zirkus von Karthago war Roms zweitgrößter Zirkus, der mit dem Zirkus Maximus konkurrierte. In der Arena, die zwar kleiner war, waren viele Spieler zu Gast, die auf die dortigen Ereignisse wie Gladiatorenkämpfe und Wagenrennen gewettet haben. Überreste des Circus Maximus, insbesondere die Spina (eine Trennmauer), wurden in den Circus von Karthago sowie den Circus von Maxentius und die in Frankreich gelegene Stadt Vienne eingebracht. Diese Überreste der Spina sind aus Marmor.

Overlay des Zirkus von Karthago auf eine aktuelle Karte von Google Maps
Overlay des Zirkus von Karthago auf eine aktuelle Karte von Google Maps

Aktuelle Bestrebungen

Derzeit (Juni 2019) sind nicht weniger als 10 illegale Bauten, die im archäologischen Gebiet von Karthago in den nördlichen Vororten von Tunis errichtet wurden, Gegenstand von amtlichen Abrissentscheidungen geworden, die kürzlich von den städtischen Behörden und Sicherheitsbehörden erlassen wurden und in einer Sitzung am Dienstag, dem 25. Juni 2019 am Sitz der Gemeinde Karthago bekanntgegeben wurden. Das Gebiet des römischen Zirkus von Karthago hat Vorrang, da es als das Herz der historischen und archäologischen Stätte der Region gilt. Tatsächlich steht dieses Gebiet seit 1979 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.
Zudem hat das Welterbekomitee in der aktuellen Tagung vom 30. Juni bis zum 10 Juli 2019 in Bakou (Aserbeidschan) Tunesien aufgefordert, bis zum 1. Februar 2020 einen aktualisierten Bericht über den Erhaltungszustand der Weltkulturerbestätte Karthago und die Umsetzung verschiedener Punkte vorzulegen, die vom Welterbekomitee auf der 44. Tagung im Jahr 2020 geprüft werden.