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Biographie von Moncef Marzouki – Präsidentschaftskandidat – Liste 9

Moncef ben Mohamed Bedoui-Marzouki wurde am 7. Juli 1945 in Grombalia im Gouvernorat Nabeul geboren und ist ein tunesischer Politiker, Menschenrechtsaktivist und Mediziner. Marzouki war vom 12. Dezember 2011 bis zum 31. Dezember 2014 Interims-Präsident Tunesiens. Er ist einer der Kandidaten zur vorgezogenen Präsidentschaftswahl am 15. September 2019 und tritt mit der Listennummer 9 an.

Kurzbiographie

Geburt: 7. Juli 1945 in Grombalia im Gouvernorat Nabeul

Nationalität(en): Tunesisch

Parteizugehörigkeiten

  • 2001 – 2017: CPR
  • Seit Dez. 2015: Mouvement Tunisie Volontaire/Hizb el-Harak

Sprachen: Arabisch, Französisch, Englisch

Ausbildung & Beruf

  • 1957 – 1961: Sekundarschule Sadiki College. Aufgrund der politischen Opposition seines Vaters (Youssefit) gegen Bourguiba
  • musste er die Schule in Tunesien beenden, da seine Familie ins Exil nach Marokko ging.
  • 1963: Gewinner eines Wettbewerbs in arabischer Sprache
  • 1964: Abitur am Gymnasium Regnault und Erhalt eines Universitätsstipendiums, um sein Studium in Frankreich fortzusetzen
  • 1973: Doktor der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Straßburg. Als Praktikant an den Universitätskliniken in Straßburg erhält er die Silbermedaille vom Internat. Er spezialisiert sich auf Innere Medizin, Neurologie und öffentliche Gesundheit
  • 1977 – 1979: Leiter der Medizinischen Klinik B in Straßburg, angegliedert dem Professor und Dekan, Marc Dorner
  • 1979: Rückkehr nach Tunesien. Assistent an der Universitätsklinik für Neurologie am Universitätsklinikum La Rabta in Tunis
  • 1981 bis 1991: Wechsel des Fachgebiets auf Sozialmedizin; assoziierter Professor für öffentliche Gesundheit an der medizinischen Fakultät von Sousse
  • 1991: Aufgrund seiner politischen Aktivitäten wird er erst jetzt Universitätsprofessor für öffentliche Gesundheit an der Universität von Sousse
  • 1992: Auflösung seines Dienstes für öffentliche Gesundheit aufgrund seiner politischen Aktivitäten
  • 1994: Verbot der neurologischen Arbeit an den Kliniken der sozialen Sicherheit aufgrund seiner politischen Aktivitäten
  • 1995: Forschungsverbot aufgrund seiner politischen Aktivitäten
  • 1996: Trotz der Probleme wegen seiner politischen Aktivität während seiner Karriere an der medizinischen Fakultät von Sousse gelang es ihm, einige epidemiologische Studien und Forschungsarbeiten im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu leiten und daran mitzuwirken und er schuf sogar das erste DESS (spezialisiertes Hochschuldiplom) in Gemeinschaftsmedizin an seiner Fakultät (nicht vom Staat akkreditiert)
  • Juli 2000: Entlassung aus der Fakultät aufgrund eines ungenehmigten Urlaubs
  • 2001 – 2004: Gastprofessor an der Medizinischen Fakultät von Paris-XIII. In dieser Zeit genießt er einen guten Ruf als Lehrer und beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Verhältnis zwischen der Achtung der Menschenrechte und Verbesserung der Qualität der öffentlichen Gesundheitsdienste in einem bestimmten Land.
  • 2004 – 2011: Missionsleiter im Gesundheitsnetzwerk von Créteil. Marzouki beriet Arme im Zentrum Créteil Solidarités. Seine wissenschaftliche Karriere beschränkte sich auf sieben Jahre Lehrtätigkeit an der Universität Paris-Est-Marne-la-Vallée.
  • 2011: Rückkehr nach Tunesien

Politische Meilensteine

  • Ab 1980: Engagement für die tunesische Menschenrechtsliga (Ligue tunisienne des droits de l’homme (LTDH))
  • 1981: Gründung des Afrikanischen Netzwerks für die Rechte des Kindes
  • 1985: Wahl in den Lenkungsausschuss der tunesischen Menschenrechtsliga (LTDH) durch den dritten Kongress
  • 1987: Ernennung zum Vizepräsidenten für die öffentliche Aus- und Weiterbildung von Aktivisten bei der LTDH
  • 1989 – 1992: Einstimmige Wahl zum Präsidenten der tunesischen Menschenrechtsliga
  • 14. Juni 1992:  Die tunesische Menschenrechtsliga wird aufgelöst, da sie sich gegen ein neues Vereinsgesetz ausspricht
  • 1993: Marzouki gründet tunesische Menschenrechtsliga neu, unter anderem mit Mustapha Ben Jaafar und Sihem Bensedrine
    März 1993: Die LTDH wird endgültig wieder legalisiert, gerät aber nach einem „Putsch“ unter die Kontrolle der Machthaber
  • Februar 1994: Marzouki gibt auf dem Kongress der Menschenrechtsliga bekannt, dass er kein Amt mehr innerhalb der Organisation anstrebe
  • 20. März 1994: Er beschließt, sich für die Präsidentschaftswahl 2014 zu bewerben. Es gelingt ihm jedoch nicht, die erforderliche Anzahl von Unterschriften zu sammeln, um an der Wahl teilnehmen zu können.
  • 21. März 1994: Marzouki wird verhaftet und vier Monate lang ohne Gerichtsverfahren in Einzelhaft gesperrt. Erst nach dem persönlichen Eingreifen von Nelson Mandela, den er seit 1991 in Oslo kannte, wurde er wieder freigelassen.
  • 10. Dezember 1998: Mit einer Gruppe von Menschenrechtsverteidigern gründet er den Nationalen Rat für Freiheiten in Tunesien (CNLT) und wird sein erster Sprecher; eine Position, die er bis zum 16. Februar 2001 innehatte.
  • 30. Dezember 2000: Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr: acht Monate für seine Mitgliedschaft in der CNLT und vier Monate für die „Verbreitung falscher Nachrichten, die die öffentliche Ordnung stören könnten“ (Kritik an der undurchsichtigen Verwaltung des Nationalen Solidaritätsfonds unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik)
  • 25. Juli 2001: Nach seiner Flucht nach Frankreich Gründung der linksgerichteten und bis 2011 verbotenen Oppositionspartei Kongress für die Republik (CPR)
  • 2003: Eigentlich politisch links verankert beginnt er mit der Unterzeichnung der Tunis-Erklärung eine Annäherung an die Ennahdha, eine Bewegung, die er als „konservativ mit religiöser Konnotation“ bezeichnet
  • 17. Januar 2011: Ankündigung, dass er bei den vorgezogenen Wahlen für das Amt des tunesischen Präsidenten kandidieren will
  • 8. März 2011: Seine Partei „Congres pour la Republique“ (CPR) erhält die Legalisierung
  • 23. Oktober 2011: Bei der Wahl zur verfassunggebenden Versammlung belegt seine Partei hinter der Partei Ennahdha den zweiten Platz in Bezug auf die Sitze. Er selbst wird in den Wahlkreis Nabeul 2 gewählt
  • 15. November 2011: Nach der Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung Tunesiens 2011 einigen sich die nach der Wahl mit 89 Sitzen stärkste Partei Ennahda und die Kongresspartei (CPR) auf Marzouki als Übergangspräsidenten
  • 12. Dezember 2011: Marzouki wird von der Verfassunggebenden Versammlung zum Staatspräsidenten gewählt
  • 14. Dezember 2011: Er empfängt Hamadi Jebali, den Generalsekretär der Ennahdha-Partei und Kandidat für das Amt des Regierungschefs und beauftragt ihn, eine Regierung zu bilden
  • 16. Dezember 2011: Marzouki kündigt an, dass die Präsidentenpaläste mit Ausnahme des Karthago-Palastes öffentlich versteigert werden und die Einnahmen für die Förderung des Beschäftigungssektors verwendet sollen. Zudem sollen alle Kulturgüter und archäologische Funde, die sich im Präsidentenpalast von Karthago befinden, an die nationalen Museen zurückgegeben werden
  • 28. Aug. 2012 – 2. Jan. 2017: Ehrenpräsident der Paartei Congrès pour la République (CPR)
  • 23. November 2014: Erster Wahlgang der regulären Präsidentschaftswahlen 2014. Marzouki erreicht mit 33,43% der Stimmen den zweiten Platz hinter Essebsi mit gut 39 Prozent und zieht in die Stichwahl ein
  • 21. Dezember 2014: Stichwahlen der reguären Präsidentschaftswahlen 2014: Er unterliegt er mit 44,32% der Stimmen gegenüber Essebsi (55,68 Prozent)
  • 31. Dezember 2014: Abgabe des Präsidentenamtes an den gewählten Nachfolger Beji Caid Essebsi
  • 25. Juni 2015: Marzouki nimmt an der Freiheitsflotte III in Richtung Gaza teil, die am 29. Juni vor Gaza, aber noch in internationalen Gewässern, von der israelischen Marine abgefangen wird. Alle Teilnehmer werden festgenommen und verhört
  • 30. Juni 2015: Ausweisung durch Israel nach Paris. Rückkehr am 1. Juli nach Tunis, wo er von Hunderten seiner Anhänger begrüßt wird
  • 20. Dezember 2015: Marzouki gründet die Partei „Mouvement Tunisie Volonté (Hizb el Harak)“
  • Februar 2016: Ernennung durch die Afrikanischen zum Wahlbeobachter der Präsidentschaftswahlen auf den Komoren
  • 17. Februar 2017: Marzouki gibt seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2019 bekannt
  • 1. Mai 2017: Auf dem konstituierenden Kongress seiner Partei wird er als einziger Kandidat an die Spitze gewählt
  • 7. August 2019: Einreichung seiner Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen am 15. September 2019. Wahlkampfleiter wird Imed Daimi
  • 14. August 2019: Der eingereichte Antrag zur Kandidatur wird von der ISIE genehmigt. Moncef Marzouki tritt auf der Liste 9 an

Privatleben

Moncef Marzouki stammt aus einer Familie von elf Brüdern und Schwestern, von denen vier von derselben Mutter sind. Sein Vater Mohamed war ein Magistrat des Mrazig-Stammes in der Region Douz, ein nationalistischer Aktivist und Unterstützer von Salah Ben Youssef, dem Hauptkonkurrenten von Präsident Habib Bourguiba. Er emigrierte 1956 nach Marokko und arbeitete in Tanger, Meknes und Marrakesch, wo er 1988 beigesetzt wurde.
Moncef Marzouki ist Vater von zwei Töchtern: Myriam und Nadia. Seit Dezember 2011 ist er mit Beatrix Rhein verheiratet. Sein Haus befindet sich in Port El Kantaoui in der Nähe von Sousse.
Moncef Marzouki weigert sich, Krawatte zu tragen und bevorzugt den Burnous als Tribut an die tunesische Kultur.

Titelbild: Moncef Marzouki (Facebook)

Quelle(n): Verschiedene Medien (Wikipedia, TAP, …)