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Soziale Unrast im Reich Ben Alis – Protest gegen die Armut in der tunesischen Phosphat-Region Gafsa (2008)

Tahar Ben Hassine, der Betreiber des von Italien aus sendenden tunesischen Piraten-TV-Senders Al-Hiwar at-tounisi (Der tunesische Dialog), erklärt, er habe es verkraften können, dass die tunesischen Behörden ihm elf Kameras innerhalb eines Jahres beschlagnahmt hätten. Auch dass die Polizei die ganze Zeit vor seinem Haus stehe und manchmal Gäste daran hindere, ihn zu besuchen, ertrage er. Entschieden zu weit gingen die tunesischen Behörden allerdings, wenn sie seine Mitarbeiter verhafteten.

Ben Hassine will, wie er in Genf vor Journalisten ausführt, gar kein oppositionelles Fernsehprogramm machen. Ihm gehe es nur um freie Informationen. Solche sind in Tunesien unwillkommen. Einem Mitarbeiter Ben Hassines, dem Journalisten Fahem Boukaddus, drohen zehn Jahre Gefängnis, weil er Protestkundgebungen von Einwohnern der Region Gafsa gegen die schlechten Lebensbedingungen gefilmt hat.

Zu Beginn des Jahres hatte die Compagnie des Phosphates de Gafsa (CPG), der wichtigste Arbeitgeber der Region, die Ergebnisse von Bewerbungen für neu zu besetzende Arbeitsstellen veröffentlicht. Sie bevorzugte dabei die Kinder von leitenden Angestellten des Unternehmens. Neu diplomierte arbeitslose Jugendliche besetzten daraufhin das regionale Büro der Gewerkschaft Union générale des travailleurs de Tunisie in Redeyef, einer Stadt nahe der algerischen Grenze.

Die Bewegung breitete sich rasch aus. Die Jugendlichen werden von ihren Familien, von Minenangestellten und Arbeitslosen unterstützt. Sie organisieren Veranstaltungen und Kundgebungen. Sie protestieren vor dem Hintergrund grosser Armut und höherer Lebensmittelpreise gegen die Vetternwirtschaft bei der Vergabe von Posten in der lokalen Industrie. Tunesien ist der weltweit viertgrösste Phosphatexporteur.

Die CPG war noch unter französischem Protektorat 1897 gegründet worden. In den letzten 25 Jahren modernisierte die Gesellschaft die Produktion, baute zugleich aber auch zahlreiche Stellen ab. Heute beschäftigt die CPG noch 5.000 Personen in einer Region mit einer offiziellen Arbeitslosenrate von 30 Prozent, doppelt so hoch wie im restlichen Land.

Der ganze Artikel: Neue Züricher Zeitung

Veröffentlicht am 2. September 2008 in der Kategorie „Gafsa – Redeyef“ des Blogs TunisianGhost