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Geschichte

Richard Abel – Retter von fünf gefangenen Juden im Dezember 1942

Der deutsche Unteroffizier Richard Abel hat sich im Afrikafeldzug in Tunesien etwas Menschlichkeit bewahrt und fünf gefangenen Juden zur Flucht verholfen, indem er sie mit Lebensmitteln und Karten ausstattete und die zuständigen Wachen unter einem Vorwand wegschickte. Als er am nächsten Morgen die Flucht „bemerkte“, schickte er die ihm unterstellten Soldaten zur Suche in die falsche Richtung. Richard Abel wurde 1969 in die „Liste der Gerechten unter den Völkern“ der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem eingetragen. Auf dieser Geschichte beruht der Roman „Piccola Sicilia“ von Daniel Speck, der 2018 erschien.

Richard Abel - Gerechter unter den Völkern. Photo: Yad Vashem
Richard Abel – Gerechter unter den Völkern. Photo: Yad Vashem

Richard Abel diente als deutscher Unteroffizier bei den Achsenmächten (Achse Berlin-Rom), die im November 1942 nach der Landung der Alliierten in Nordafrika Tunesien überrannten. Kurz nach der deutschen Invasion begann die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung.

Fünf junge Juden, darunter Luigi (Louis) Beretvas, ein Medizinstudent, versteckten sich auf einer abgelegenen Farm in Depienne (heute Sminja, nordwestlich von Zaghouan im gleichnamigen Gouvernorat), nicht weit von den alliierten Truppen entfernt. Ein italienischer Bürger, der sie beobachtete, wie sie mit einer britischen Aufklärungseinheit sprachen, meldete sie den herannahenden deutschen Truppen. Sie wurden am 10. Dezember 1942 von deutschen Fallschirmjägern verhaftet und wegen Spionage angeklagt. Ihnen wurde gedroht, dass sie der SS übergeben werden.

Abel drängte Beretvas und seine Freunde jedoch, zu fliehen und die Linien in Richtung der alliierten Streitkräfte zu überqueren. Da dies dem Verhalten, dass sie von einem deutschen Soldaten erwarteten, widersprach, zögerten die jungen Juden, da sie eine Falle vermuteten. Der deutsche Soldat erwarb sich jedoch ihr Vertrauen, indem er ihnen Nahrung, eine Pistole und eine militärische Karte lieferte, auf der die nahe gelegenen Minenfelder verzeichnet waren. Dann schickte er die Wache unter einem Vorwand weg und rief die Gefangenen einzeln auf, damit sie fliehen konnten.

Etwas später besuchte Richard Abel die Eltern Beretvas in Tunis, um sie über das Geschehene zu informieren. Dabei überreichte er ihnen einen hastig geschriebenen Brief ihres Sohnes. Als der jüdische Arzt und seine Frau den uniformierten deutschen Unteroffizier verblüfft ansahen, sagte er lächelnd: „Das ist schwer glaublich, von einem Deutschen, nicht wahr? “

Später wurde Abel mit den übrigen deutschen Truppen in Nordafrika gefangen genommen und bis zum Ende des Krieges in britischen Kriegsgefangenenlagern und in den Vereinigten Staaten inhaftiert. Nach seiner Befreiung kontaktierte er erneut die Familie Beretvas und besuchte sie in Genf.

Richard Abel - Pflanzung eines Baums der Gerechten der Völker in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel
Richard Abel – Pflanzung eines Baums der Gerechten der Völker in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel am 2. November 1969

Am 2. Januar 1969 erkannte Yad Vashem Richard Abel als Gerechten unter den Völkern an.

Quelle & Fotos: Yad Vashem