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Das Tunisschaf (Barbarinschaf) – Eine der ältesten Schafsrassen der Welt

Das amerikanische Tunisschaf ist eine amerikanische Rasse von dickschwänzigen Schafen, die in direkter Linie von tunesischen Barbarin-Schafen abstammen, die 1799 als Geschenk des Bey aus Tunesien in die USA importiert wurden. Die Schafe werden hauptsächlich für die Fleischproduktion gezüchtet. Heute gibt es diese Schafe, deren Spezies sich Tunis Sheep nennt, in 32 Staaten der USA.

Am 3. Mai 1799 schickte der Bey von Tunis, Hamouda Ibn Ali, zehn tunesische Barbarin-Schafe, die aus acht weiblichen Tieren und zwei Widdern bestand, als Geschenk an George Washington. Diese Tiere gingen an Bord der „Sophia“, einer Brik unter dem Kommando von Kapitän Henry Geddes. Das Schiff erlitt einige Schwierigkeiten bei der Überfahrt. Nur ein Widder namens Garamelli und ein weibliches Tier namens Selima überlebten. Sie wurden dem Staatssekretär Thomas Pickering übergeben und erreichten das Belmont-Anwesen von Richard Peters, einem Richter, der eine Farm in Belmont, Pennsylvania, besaß. Peters verlieh seine Tunis-Widder für die Zucht und die Rasse breitete sich allmählich aus.
So wurden zwei Linien begründet, die nach ihrer geografischen Herkunft Tunis genannt wurden. Eine Linie würde ihre ursprüngliche Reinheit behalten und eine andere würde durch Kreuzung mit Schafen entstehen, die sich bereits in amerikanischen Ställen befanden. Anschließend verbreitete Richter Peters das Tunis-Schaf überall, insbesondere in den Neuenglandstaaten und den südöstlichen Bundesstaaten. So kam es, dass diese Art tunesischen Ursprungs in Maryland, Virginia, Georgia und den beiden Carolinas zu finden war.

Über diese Schafe wurde viel geschrieben und ist in den Schriften einiger berühmter Persönlichkeiten der Zeit dokumentiert, darunter John Adams, George Washington Custis, Thomas Jefferson und später Charles Roundtree, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Sekretär der 1896 gegründeten American Tunis Sheep Breeders Association war. Eine Anekdote besagt, dass der amerikanische Präsident Thomas Jefferson eine ganze Herde davon besaß und seine tunesischen Schafe angeblich in der Nähe des Weißen Hauses weiden ließ.

Bürgerkrieg ließ das Tunisschaf fast aussterben
Das Tunisschaf wurde zur wichtigsten Fleischrasse der mittelatlantischen und oberen Südstaaten. Der amerikanische Bürgerkrieg wurde der Herde der „Tunis Sheep“ fast zum Verhängnis. Tatsächlich wurde der Großteil der Tiere geschlachtet, um die Truppen zu ernähren, während die Kämpfe im gesamten östlichen Teil der USA tobten. Wäre da nicht Maynard Spigener gewesen, dem es gelang, eine Herde zu retten, die sich als überlebenswichtig für diese Schafsart erweisen sollte. Er rettete die Tunis Sheep vor dem Aussterben, indem er in South Carolina eine Zuflucht für sie fand. Ab 1893, auf der großen Ausstellung in Chicago, fasste die tunesischstämmige Schafrasse wieder überall Fuß, nachdem die drohende Ausrottung abgewendet wurde. Nach dem Bürgerkrieg wurde das Tunisschaf hauptsächlich in Neuengland und in der Region der Großen Seen großgezogen. Im späten 19. Jahrhundert wurden einige Schafe nach Indiana verlegt, wo es einige Kreuzungen mit Southdown- Bestand gab. 

Geschützte Spezies
Später, im Jahr 1929, wurde das „Tunisschaf“ als eine Spezies angesehen, die in ihrer Besonderheit und Originalität erhalten werden sollte. Seitdem haben sich die Nachkommen von Garamelli und Selima überall ausgebreitet, und es ist außergewöhnlich, wie das, was ursprünglich ein einfaches Geschenk von Hamouda Pascha, dem Bey von Tunis, war, für viele amerikanische Züchter zu einem Grund für Stolz geworden ist. Vielleicht wird die Geschichte eines Tages auf einem geheimnisvollen Umweg einige dieser „Tunis Sheep“ unter den Himmel Tunesiens zurückbringen, wo sie dann den Ursprung einer neuen Zuchtlinie bilden könnten.

Barbarin-Schaf
Das Barbarin Schaf ist von mittlerer Größe und wird durch den fetten Schwanz charakterisiert, dessen Gewicht je nach Futterangebot zwischen 1 und 4 kg variieren kann. Er vermag 16 – 19 % der gesamten Fettreserven des Körpers zu speichern. Im Vergleich zu anderen Schafen sind die Fettschwänzigen dadurch anpassungsfähiger an Schwankungen im Futterangebot. Entsprechend werden sie bevorzugt in ariden Gebieten Nordafrikas und im Nahen Osten gehalten. In Tunesien ist das Barbarin-Schaf die häufigste Rasse. Die Barbarin Rasse ist sehr robust und eignet sich für die extensive Haltung in kargen Gebieten ideal. Dadurch ist das Barbarin Schaf (oder andere Fettschwanzschafe) sowohl für aride als auch für alpine Gebiete geeignet.

Die große Fähigkeit der Fettschwanzschafe, Körperreserven zu mobilisieren, wurde experimentell gezeigt. Im Normalfall variiert das Gewicht der Auen je nach Ernährungszustand zwischen 28 und 65 kg, jenes der Widder zwischen 45 und 85 kg. Eine mit nur 200 g Heu pro Tag unterernährte Aue vermochte 161 Tage zu überleben und verlor dabei 36 % des Gewichts (Abmagerung auf 24 kg). Der Fettschwanz stellt dabei nicht eine schnell mobilisierbare, sondern eine langfristige Körperreserve dar. Bei Wiederauffütterung werden vorheriges Gewicht, Fett- und Eiweiss- (Muskel-)masse problemlos wieder erreicht.

Die Barbarin Rasse besitzt eine gute Fruchtbarkeit, die nur in mageren Zeiten sinkt. Wird die Paarungszeit aber verlängert bis mehr Futter verfügbar ist, dann können die Auen statt im Frühling auch in Sommer noch aufnehmen. Dadurch ist die Reproduktionsrate sehr zufriedenstellend. Mangelndes Futterangebot während der Tragzeit bewirkt ein tieferes Wurfgewicht, doch die Mortalität von Auen und Lämmern bleibt erstaunlich gering. Im Vergleich zu üblichen Mastrassen ist die Wachstumsrate der Lämmer eher gering, dafür kommen die Tiere völlig ohne Kraftfutter aus.

Anmerkung: Teile dieses Textes geben im Wesentlichen einen Beitrag wieder, der im Dezember 2016 anlässlich der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Tunesien und den Vereinigten Staaten von Amerika gehalten wurde.

Mit Material von Wikipedia, ign-nutztierhaltung.ch, webdo.tn